Sie ist eine von ihnen: Angela Merkel liest in ihrer Heimatstadt Templin

Es waren Momente der Sympathie und Begeisterung: Der erste Beifall brandete auf, als die Ex-Kanzlerin, in Templin Aufgewachsene und Templiner Ehrenbürgerin auf die Bühne des MKC trat: In ihrer Heimatstadt las sie am Donnerstag, dem 16. Januar, aus ihren Lebenserinnerungen „Freiheit“, die sie gemeinsam mit ihrer ehemaligen Büroleiterin Beate Baumann geschrieben hat und die jetzt schon ein absoluter Bestseller sind. Sie begann mit Kindheits- und Jugendepisoden, die natürlich in Templin verortet sind: das Herumtoben in der freien Natur, die Faszination, die die Gärtnerei auf dem Templiner Waldhof, wo sie aufwuchs, auf sie ausübte, als der Gärtner ihr zeigte, wie man Pflanzen pikiert, die Feststellung, dass sie ein rustikales Kind gewesen sei, das auch schon mal ungeputzte Möhren verschlang. Die Jugendzeit, in der sich ihre Klasse mit einem unbotmäßigen Kulturprogramm mit der Obrigkeit anlegte – sie hatte gewagt, die „Internationale“ auf englisch zu singen. Ihren Jugenderinnerungen folgte ein Streifzug durch die Zeit ihrer Kanzlerschaft: Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Ukraine-Krise. Weit entfernt von irgendwelchen Versuchen, sich für irgendetwas rechtfertigen zu wollen oder zu müssen legte sie ihre damaligen Entscheidungsmotivationen dar: Immer das Beste für ihr Land und den Erhalt der Demokratie zu tun. Und zwar in der ihr eigenen Art, frei von jeder Eitelkeit und immer gewürzt mit einem feinen Schuss Humor. Anschließend drängte sich das Publikum noch einmal im Foyer des MKC um die Ex-Kanzlerin, um sich von ihr ihre Memoiren signieren zu lassen. Und auch hier zeigte sie sich zugewandt.