Templin und der Wald: Erinnerung an unsere Verantwortung

Selten hat eine Ausstellungseröffnung ein derart großes Publikum gefunden wie die Abschlussausstellung zum Thema „Waldhauptstadt Templin 2024“, die am Samstag, dem 18. Januar, als Doppelausstellung sowohl in der Galerie im Neuen Rathaus Templin als auch in der Foyergalerie des Multikulturellen Centrums Templin eröffnet wurde. Die Gäste drängten sich im Treppenhaus des Neuen Rathauses über drei Etagen, das Foyer des MKC vermittelte ein „Grüne Woche“-Feeling, so dicht drängten sich die Besucherinnen und Besucher. Templin und der Wald, der Wald als Sehnsuchtsort, als Wirtschaftsfaktor, als Erholungsstätte und der Wald in seiner Bedrohung durch den Klimawandel – dieses Themenfeld treibt die Templinerinnen und Templiner offensichtlich um. Und so erklärte dann auch der Templiner Stadtförster Christian Hierdeiß in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung: „Die Künstlerinnen und Künstler, deren Werke wir heute bewundern dürfen, eröffnen uns ganz besondere Perspektiven. Ihr Blick auf die Leistungen des Waldes ist vielfältig: Sie zeigen uns den Wald als Ort der Schönheit, als Sehnsuchtsort, aber auch als verletzlichen Organismus, der unsere Fürsorge braucht. Die Emotionalität, mit der sie den Wald darstellen, schafft Verbundenheit – eine Verbindung, die wir als Bewirtschafter immer wieder aufs Neue spüren und schätzen lernen. Ihre Kunst ist für uns ein Korrektiv, ein Spiegel, der uns an unsere Verantwortung erinnert.“

Vielfältige Formen der künstlerischen Auseinandersetzung

Entstanden sind im vergangenen Jahr Fotos, Installationen, Texte, Ölgemälde, Aquarelle – ganz vielfältige Formen der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Wald, die nun im Neuen Rathaus und im MKC zu sehen sind. Viele Partner waren an dem Projekt  beteiligt: Die Templiner Volkshochschule, der Templiner Kunstverein, das MKC, Malgruppen der Volkshochschulen Templin und Berlin-Lichtenberg, die Fotogruppe des Kunstvereins, der Malkreis von Bodo Neumüller, das Kunstferienlager des Kulturvereins im KULTURIUM Warthe, die künstlerisch-ökologische Arbeitsgruppe FORMICA und viele weitere Partner. „Und zur großen Freude aller haben sich schnell KünstlerkollegInnen und Freunde aus Berlin, aus Brandenburg und aus Mecklenburg begeistern lassen und sich mit eigenen Arbeiten und Projekten angeschlossen. Marita und Jochen Czepa, Volkmar Förster, Helmut Müller, Bodo Neumüller, Michael Todenhöfer und Sigurd Wendland sowie Ute Wöllmann sind hier zuerst zu nennen“, erklärte der Templiner Maler Matthias Schilling in seiner Festrede.

Von der Kraft, die Herzen zu öffnen

So können die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung die unterschiedlichsten künstlerischen Sichtweisen und Handschriften in der Auseinandersetzung mit dem Thema Wald erleben. Dabei wirkte das Wissen um die Bedrohtheit des Waldes im Hintergrund immer mit: „Klimawandel, Stürme, Schädlinge und Trockenheit fordern uns heraus, kreativ und vorausschauend zu handeln. Gemeinsam mit Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft arbeiten wir an Anpassungsstrategien, die den Wald für die kommenden Generationen erhalten sollen“, sagte Christian Hierdeiß und hob hervor, wie wichtig die Stimme der Kunst in diesem Zusammenhang ist: „Es braucht nicht nur Fachwissen und Technik, sondern auch Emotionen, Bilder und Worte, um den Wert des Waldes zu vermitteln. Kunst hat die Kraft, Herzen zu öffnen – und das ist ein entscheidender Schritt, um gemeinsam für den Wald einzutreten. Intakte Lebensräume sind nicht selbstverständlich – sie sind ein Erbe, das wir nur mit Engagement und Weitsicht bewahren können.“ Und so manchen animierte die Beschäftigung mit dem Thema Wald, sich auch noch ganz anderen Themenfeldern zuzuwenden. Die Fürstenwerderin Sophie Richter, die sich mit einem literarischen Beitrag an dem Projekt beteiligte, trug einen Text zur in den Wäldern wachsenden Wildkräuterpflanze „Gundermann“ vor. Um hernach festzustellen, dass sie sich nun auch einmal mit den Texten des ostdeutschen Liedermachers Gerhard Gundermann beschäftigen werde, der ihr zuvor überhaupt kein Begriff war.

Musikalisch begleitet wurde diese Ausstellung von Henning Storch und Hilmar Alexandrin, die ihren Parforcehörnern beeindruckende Töne entlockten. Der Musiker Detlef Klausch animierte die Besucher im neuen Rathaus zum gemeinsamen Gesang: Aus hunderten Kehlen erklang „Das wandern ist des Müllers Lust“ – „ein großer emotionaler Moment“, resümierte Matthias Schilling. Die Exposition ist noch bis zum 5. März zu sehen. Die Finissage findet am Sonntag, dem 09.02.2025, 17:00 Uhr im MKC Saal mit Gedichten und Musik statt: Lyrik von Ralf-Günther Schein; Kurze Waldgeschichten und Märchen von Roland Schulz (Naturführer in Grumsin) sowie Musik mit dem Kammer Ensemble Templin unter Leitung von Kantor Helge Pfläging.