Ein Rausch der Sinne

Dass Tanzen weitaus mehr ist als den Körper rhythmisch zu bewegen, konnten die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltungen des 2. Templiner Tanzfestivals am zurückliegenden Wochenende eindrucksvoll erleben: Tanzen als ursprüngliche Ausdrucksform des Menschseins, als Rausch der Sinne, als nahezu ekstatischen Akt, in dem Körper und Seele sich gleichermaßen entäußern.  Die Gäste von „Harmonia“, einem Tanztheaterstück der Gruppe Unusual Symptoms des Theaters Bremen wurden am Freitagabend regelrecht hineingezogen in die tänzerische Interaktion von Tänzerinnen und Tänzern mit und ohne Behinderung. Was als Aufwärmphase mit Dehnungsübungen begann, steigerte sich, getrieben von schlagenden Rhythmen, zu einer tänzerischen Erkundungsreise des eigenen Körpers und seiner Möglichkeiten, zu einem Austesten seiner Grenzen und zu einer Hinwendung der Akteure zueinander, getragen von einem riesengroßen Respekt und einer Bewunderung der Möglichkeiten des jeweils anderen, egal ob er oder sie gehandicapt ist oder nicht. Diese besondere Inszenierung, bar jeglicher erkennbaren klassischen Dramaturgie, verweigert sich konsequent den herkömmlichen Rezeptionsgewohnheiten des Theaterpublikums und zog es gerade deshalb ausnahmslos in seinen Bann. Der Tanz wurde hier zu einer Seelenreise, dem Publikum offenbarte sich das Grundbedürfnis des Menschen an körperlicher Bewegung und die Sehnsucht danach, Grenzen zu überschreiten. Das Finale dieses Abends, das sich zu einem furiosen Tanzbattle steigerte, wies zudem schon auf die Veranstaltung hin, die den Saal des MKC am Samstagabend mit über 100 Gästen füllen sollte: Das vom UMtanz e.V. veranstaltete „ConeXion Tanzbattle“, bei dem acht Profitänzerinnen und -tänzer gegeneinander antraten, unterbrochen von einem Auftritt der Jugendgruppe des UMtanz e.V.

Eine Jagd durch die tänzerischen Stile

Zum Auftakt gab es einen kleinen Ausschnitt aus der neuen Choreographie der Berliner Company SI, die von dem in Templin geborenen Tänzer Robert Schulz geleitet wird. Das Publikum erlebte geheimnisvolle Momente voller tänzerischer Magie. Unterbrochen wurde das Battle von einem Auftritt der UMtanz Junge Compagnie und beim Haupt-Akt jagten die Tänzerinnen und Tänzer durch die verschiedenen tänzerischen Stile, eine fesselnde Mischung aus Ballett, Streetdance und zeitgenössischem Tanz, die das Publikum förmlich von den Stühlen riss. Ein Highlight das Finale, bei dem die Profis ohne Vorbereitung zu vorgegebenen Themen improvisieren mussten. Und das begeisterte Publikum konnte erleben, wie man im Tanz Freude, Lachen, Eifersucht und Angst ausdrücken kann. Großartig!