Ein bitterböser Blick auf unhaltbare Zustände

Das Berliner Kabarett Distel hat wieder einmal das MKC gerockt. Am 25. Februar begeisterten die Kabarettisten das Publikum vor einem ausverkauften Saal mit ihrem Programm „Deutschland in den Wechseljahren“ mit einem oftmals nicht nur satirischen, sondern bitterbösen Blick auf die aktuellen Zustände in den deutschen Landen. Der Killervirus Corona hat sich vom Acker gemacht und ist zu einer gar nicht mehr so killerigen Omikron-Variante („Bringt Omikron noch Omi um“) mutiert. Auch Mutti von der CDU ist weg, dafür darf der Sozi Olaf Scholz fleißig weiter merkeln. Die FIFA ist – welche eine Überraschung – korrupt. In der Migrationspolitik vergisst der Kontinent seine ach so viel beschworene Wertebasiertheit. Und die Polizei ist wieder mal auf dem rechten Auge blind. Dazu kommen noch bajuwarische Schluchtenjodler, die mit einem verdächtigen Zucken im rechten Arm schwarzbrauen Lieder singen. Mit einem Wort – alle kriegen ihr Fett weg. Und in der satirischen Überhöhung offenbart sich doch ein zorniger Blick auf Missstände, die hier zu Recht Missstände genannt werden.

Durch den Kakao gezogen

Das alles ist mit einer gehörigen Portion Humor gewürzt. Die Unterhaltung darf nicht zu kurz kommen. Die Kabarettisten singen, tanzen, diskutieren, schreien und schlüpfen leichtfüßig in ganz unterschiedliche Rollen. Manchmal bedarf es nur eines Perückenwechsels, um sich beispielsweise von einem Talkshow-versierten und die Nation belehrenden Karl Lauterbach in eine von ihrer Genialität selbst berauschte EU-Kommissionspräsidentin zu verwandeln. Schauspielerisch fit, gesanglich sicher und choreographisch gut aufgestellt, spielen die Distel-Macher die Pointen punktgenau an. Das begeisterte Publikum goutiert es mit kräftigen Lachern und heftigem Applaus. Und so erklatschen sich die über 250 Besucher eine Zugabe, in der bei einem Diktatoren-Parcours (fast) alle Bösewichte dieser Welt durch den Kakao gezogen werden.