Ein Meisterjongleur der Worte und Bälle

Das war ein Silvesterprogramm, das der ungeteilten Aufmerksamkeit des Publikums bedurfte, denn es wurde anspruchsvoll. Marcus Jeroch, der mit Bällen, Seilen und Kugeln ebenso virtuos jonglierte wie mit Worten, schickte sein Publikum am Silvesternachmittag im Saal des Multikulturellen Centrums Templin (MKC) auf eine anspruchsvolle Reise in die Vieldeutigkeit der deutschen Sprache. Schon der Einstieg mit einer Silvesteransprache bescherte ihm die ersten Lacher: „Wir wünschen frohen Mutes lauter Gutes, auch Gesundheit überhaupt, einem jeden, der das glaubt, dass ein Datum dies vermag. Allen anderen: Guten Tag.“ Der Comedian, der bereits vor zehn Jahren einmal zu Gast im MKC war, trat den Beweis an, dass das gesprochene Wort auch dann noch verständlich ist, wenn man dem Alphabet ein, zwei oder noch mehr Buchstaben klaut. Er verband Wortwitz mit akrobatischem Geschick, wie wenn er einen Theaterbesuch des britischen Politikers Winston Churchill mit einer atemberaubenden Kletterei durch einen Stuhl verband.

Das hüpfende Sprachwunder

Jeroch band sich eine Kugel ans bei und ließ sie schwingen, während er gleichzeitig einen Reif um die beherzt wippende Hüfte schwang, nicht ohne mit seinem Kopf die Kugeln an seinem Helm kreisen zu lassen, während er einen Ball auf und nieder schwingen ließ. Sein Körper vollzog sichtbar das, was er mit seinem Geist in der Sprache vollzog: Akrobatik vom feinsten. Und so gerieten auch die einfachen Kalauer zur Kunst, wie wenn er beispielsweise deklamierte: „Ist die Nase schief, wie schade, haut der Doktor sie Dir gerade.“ Denn auch schönheitschirurgische Eingriffe wie dieser können das Wesentliche des Menschseins beleuchten: „Reicht das Geld für eine Brust, nur die zweite liegt nicht drin, ist das trotzdem ein Gewinn. Wenn eine Seite Schönheit ist, Du andererseits authentisch bist.“ Das MKC wünscht ein gesundes, friedliches und erfolgreiches neues Jahr!